Ausstellungsarchiv 1997

21. Februar bis 11. Mai 1997
Als einer der großen Künstler des 20. Jahrhunderts sprengt Oskar Kokoschka (1886-1980) jede Klassifizierung. Sein geniales Können sowohl als Maler wie auch als Zeichner ist unumstritten. Kokoschka war auf der steten Suche nach neuen Ausdrucksformen. Ungeduldig und nie zufriedengestellt, empfand der Künstler die Notwendigkeit eines nie zu Ende gehenden Lern- und Entdeckungsprozesses. Die Stadtgalerie Klagenfurt präsentiert frühe Zeichnungen, Aquarelle, Graphiken und Ölbilder von Oskar Kokoschka aus dem Zeitraum von etwa 1905 bis Ende der 20er Jahre. Wien war zu dieser Zeit auf allen kulturellen und wissenschaftlichen Gebieten das Zentrum eines gewaltigen geistesgeschichtlichen Wandels. In der bildenden Kunst waren Gustav Klimt, Oskar Kokoschka und Egon Schiele das Dreigestirn am Wiener Kunsthimmel. Gustav Klimt (als ältester der drei Künstler) spielte mehr noch für Egon Schiele als für Oskar Kokoschka die geistige Vaterfigur. Kokoschka - als starker Individualist - übernahm die Rolle des „Oberwildlings“. Er forderte immer wieder Empörung heraus, nicht nur mit seiner Malerei und Dichtung, sondern auch mit provokanten Stellungnahmen in der Öffentlichkeit.

23. Mai bis 21. September 1997
Gustav Klimt, Hauptvertreter der Wiener Jugendstilmalerei und wichtiger Vorläufer des Phantastischen Realismus, wurde am 14. Juli 1862 in Baumgarten bei Wien geboren. Von 1876 bis 1882 besuchte er die Kunstgewerbeschule in Wien, wo er Ferdinand Laufenberger zum Lehrer hatte, der der wichtigste Repräsentant einer dekorativ ausgerichteten Malerei in Wien in den sechziger und siebziger Jahren war. 1883 eröffnete Klimt gemeinsam mit seinem jüngeren Bruder Ernst und dem Maler Franz Matsch ein Atelier für Wanddekorationen und arbeitete u. a. in den Theatern von Reichenberg, Fiume und Karlsbad sowie bei der umfangreichen Treppenhausgestaltung des Burgtheaters und des Kunsthistorischen Museums in Wien. Nach dem Tod seines Bruders Ernst 1894 löste sich Klimt immer mehr von der akademischen Tradition und wurde zum Wortführer der jungen Generation. 1897 gründete er mit Gleichgesinnten die „Wiener Secession“ und wurde deren erster Präsident. Die Secessionisten waren bestrebt, die Kunstwelt neu zu beleben und Ausstellungen als Gesamtkunstwerke zu präsentieren.

26. September bis 23. November 1997
Max Ernst, deutsch-französischer Maler, Grafiker, Objektkünstler, Bildhauer und einer der anregendsten Geister der modernen Kunst, wurde am 2. April 1891 in Brühl bei Köln geboren. Die Jugend- und Schulzeit verbrachte er in Brühl, von 1910 bis 1914 studierte Max Ernst an der Universität Bonn Altphilologie, Philosophie, Psychologie und Kunstgeschichte. Während dieser Zeit eignete er sich die zeitgenössischen Kunstströmungen (Jugendstil, Futurismus, Fauvismus, Kubismus) an und beschäftigte sich mit den künstlerischen Produkten psychisch Kranker. Als Autodidakt regten ihn vor allem die Werke Vincent van Goghs an. Die Freundschaft mit dem deutschen Maler August Macke (1887-1914, Mitbegründer der expressionistischen Münchner Künstlergruppe „Der Blaue Reiter“), ermöglichte ihm die Beteiligung an den gemeinsamen Ausstellungen der rheinischen Expressionisten in Bonn und Köln. Bis 1912 standen die Zeichnungen, Aquarelle und Bilder von Max Ernst noch unter dem Einfluß von Macke. Als er jedoch 1913 Robert Delaunay (1885-1941, Hauptvertreter des Orphismus, einer auf Licht und Farbe basierenden Malweise) kennenlernte, bewirkte diese Begegnung bei Max Ernst eine Steigerung der Farbwerte und der Bildrhythmisierung. 1914 begann seine wichtige Freundschaft mit Hans Arp (1887-1966, deutsch-französischer Bildhauer, Maler und Dichter). Nach dem ersten Weltkrieg wurde er zum Hauptakteur in der Kölner Dada-Bewegung und zusammen mit Hans Arp zum Mitbegründer der Kölner Dada-Gruppe „Zentrale W/3“ (1919). (Dadaismus = von franz. Dada, „Spielzeugpferd“, abgeleitete Bezeichnung für eine literarisch-künstlerische Bewegung, die sich mit hintergründigem Humor gegen den „Wahnsinn der Zeit“, gegen die herrschende Politik, gegen den Militarismus und die etablierte Kunst richtete). Die Collage und das Materialbild wurden während der Dada-Periode zu Max Ernsts Hauptmitteln verfremdender Bildformulierungen. 1922 übersiedelte Max Ernst nach Paris, ein Jahr zuvor war es dort zu seiner ersten Einzelausstellung gekommen. In Paris wurde Max Ernst zum Maler des Surrealismus der ersten Stunde. Er kombinierte seltsame, nicht zusammengehörige Objekte oder Bilder. (Surrealismus = ,,Überwirklichkeit“; der Reales mit Traumhaft-Phantastischem vermischende Surrealismus ist das Produkt vieler Vorläuferbewegungen, wie u.a. Expressionismus und Dadaismus.) Zwischen 1921-24 entstand eine Reihe von Bildern, die eine Verbindung darstellen zwischen Dada und Surrealismus. 1925 entwickelte Max Ernst die Frottage (= von franz. Frotter, „reiben“; Technik, die Oberflächenstruktur eines rauen Gegenstandes auf Papier zu übertragen) und die Grattage (=Durchschreibeverfahren auf die Malerei übertragen) als surrealistische Arbeitstechniken. 1931 kam es zur ersten Einzelausstellung von Max Ernst in New York, zwei Jahre später in England. 1934 arbeitete Max Ernst an seinen ersten Skulpturen. Bis 1936 entstand eine erste Folge von spukhaften Gestalten. Dabei fügte er Fundstücke und Gebrauchsgegenstände zu Modellen für Bronzeabgüsse. Die Figuren zeigen einen hohen Grad an Abstraktion, der u.a. von der Kunst der Naturvölker inspiriert ist. Daneben erhielt Max Ernst sicher auch Anregungen von Alberto Giacometti (1901-1966, Schweizer Bildhauer, Zeichner und Maler, schloss sich 1930-35 der surrealistischen Bewegung an). Ab 1938 entstanden in Frankreich auch Zementreliefs und wiederum kreatürliche Gestalten in der Form von Freiplastiken. So begleitete die Plastik seit den dreißiger Jahren bis hin zum Spätwerk das malerische Schaffen Ernsts. 1937 wurden Bilder von ihm in Deutschland als „Entartete Kunst“ diffamiert, 1941 emigrierte er in die Vereinigten Staaten. Ab 1942 gab er u.a. mit Marcel Duchamp (1887-1968, Franzose, einer der bedeutendsten Avantgardisten) und anderen Emigranten in New York die Zeitschrift „VVV“ heraus, die zum Ausgangspunkt einer surrealistischen Bewegung in Amerika wurde. Nach 1945 bestimmten kubistische und geometrische Elemente die Bildgestaltung. Er blieb weiterhin auf allen künstlerischen Gebieten tätig, wobei seine Illustrationen neben den Plastiken zu den originellsten Schöpfungen gehören. 1948 erhielt Max Ernst die amerikanische Staatsbürgerschaft. 1949/50 kam es in Amerika und Frankreich zu großen Retrospektiv-Ausstellungen, 1951 fand in der Nähe von Brühl die erste große deutsche Retrospektive statt. Zwei Jahre später kehrte Max Ernst nach Europa zurück und wurde 1958 französischer Staatsbürger. 1961 kam es in Paris zur ersten Retrospektive des plastischen Werks. In Amerika, Deutschland, der Schweiz, Italien, den Niederlanden und Tschechien fanden in den folgenden Jahren große Einzelausstellungen seines Gesamtwerks statt, Filme zu seinem Werk und über sein Leben entstanden, er wurde zum Mittelpunkt zahlreicher Ehrungen. 1975 erlitt Max Ernst einen Schlaganfall, knapp ein Jahr später -in der Nacht zu seinem 85. Geburtstag - starb er in seiner Wohnung in Paris.

15. Dezember 1997 bis 22. Februar 1998
Aus der Sammlung der Neuen Galerie der Stadt Linz