Ausstellungsarchiv 1998

13. März bis 14. Juni 1998

Die Ausstellung „Hans Makart - Gemälde und Zeichnungen“ präsentiert u. a. zwei großformatige Gemälde und rund 120 Zeichnungen, Skizzen und Entwürfe. Die zwei Gemälde „Die Huldigung des Künstlers vor der weiblichen Schönheit“ und „Die heitere Musik“ stammen vom Plafond in Makarts Salon und entstanden 1884, ca. sechs Monate vor seinem Tod, nachdem zu Beginn des Jahres ein Feuer die Decke zerstört hatte. Beide Gemälde befinden sich seit 1885 in Privatbesitz und wurden bisher nie öffentlich präsentiert.
Auch der größte Teil der ausgestellten zeichnerischen Blätter blieb der Öffentlichkeit bisher vorenthalten. Sie üben einen besonderen künstlerischen Reiz aus, da sie sehr spontan sind und mit wenigen Strichen bereits ein ganzes Motiv erarbeiten. Sie beweisen, daß Makart keineswegs nur zeichnete, um einen Fundus an Motiven für seine Gemälde zu besitzen. Dies wird besonders in den Aktzeichnungen deutlich, in denen bewußt jener Naturalismus vermieden wird, durch den Hans Makart in seinen Gemälden so berühmt wurde. Das gleiche gilt für eine Serie von Architekturzeichnungen, die sicherlich auch nicht alle für die malerische Verwendung bestimmt waren.
Was die zahlreichen Kopien nach ägyptischen, antiken und gotischen Motiven anbelangt, so sind diese wohl eher als Fingerübungen oder Reisenotizen denn als konkretes Studienmaterial, das zur malerischen Auswertung bestimmt war, anzusehen.

26. Juni bis 4. Oktober 1998

Auguste Herbin, einer der Hauptvertreter der geometrischen Abstraktion wurde am 29.4.1882 in Quiévy bei Cambrai, dem französischen Industriegebiet an der belgischen Grenze, geboren. Nach dem Besuch der École des Beaux-Arts in Lille zog er 1903 nach Paris. Herbin, bereits zu Lebzeiten als „Klassiker" der geometrischen Abstraktion verehrt und häufig auf eine Stufe mit den Pionieren der ungegenständlichen Kunst gestellt, malte zunächst impressionistische Bilder. Diese frühen Werke, um die Jahrhundertwende entstanden und von divisionistischer, spätimpressionistischer Haltung geprägt, wurden dann von einer Auseinandersetzung mit dem Fauvismus und Kubismus abgelöst. Im Zuge von Pablo Picasso und Georges Braque, ging Herbin zum Kubismus über. Ab 1913 erforschte er den analytischen Kubismus mit farbigen Elementen. 1917-21 folgten abstrakte geometrische Bilder, Fresken und Skulpturen. 1922 zeigte sein Werk wieder eine gegenständlichere Darstellungsweise, bis er sich nach 1925 definitiv der abstrakten Malerei zuwandte. Herbins Bildkompositionen wurden allmählich von geometrischen Formen beherrscht. 1931 gründete Herbin die Gruppe Abstraction-Création (Abstraction-Création = am 15. Februar 1931 gegründete Gruppe, in der sich gleichgesinnte bildende Künstler zusammenschlossen, die abstrakt gestalteten, wobei die geometrisch-konstruktive Richtung überwog. Die Künstlergruppe, der bisweilen bis zu 400 Mitglieder angehörten, veranstaltete jährlich Ausstellungen der Werke ihrer Mitglieder und existierte bis 1936).
Ab 1940 erfand Herbin sein „alphabet-plastique" (malerisches Alphabet), aufgebaut auf Farben, Formen, Buchstaben und Tönen. Dieses Alphabet und die von ihm aufgestellten Farbtheorien weisen gewisse Wahlverwandtschaften mit Goethes Farblehre auf. Seine Farbformen und das plastische Alphabet hatten vor allem auf Victor Vasarely und eine jüngere Generation von Künstlern bedeutenden Einfluß.
Vorherrschend in Herbins Bildern der letzten Jahre waren Dreieck, Kreis und Rechteck. Auguste Herbin starb am 1.2.1960 in Paris.

16. Oktober 1998 bis 10. Jänner 1999

Boeckl, Boehler, Cammerloher, Clementschitsch, Dobrowsky, Egger, Egger-Lienz, Faistauer, Frankl, Funke, Gerstl, Gütersloh, Harta, Hauser, Jung, Kokoschka, Kohl, Kolig, Oppenheimer, Reinitz, Schiele, Schwarz-Waldegg, Taussig, Thöny, Wach, Wacker, Walde, Wickenburg, Wiegele.

Expressionismus bezeichnet eine Kunstströmung, die sich zu Beginn unseres Jahrhunderts entwickelte und die etwa bis in die Mitte der zwanziger Jahre in ganz Europa festzustellen war. Der Begriff Expressionismus steht für die leidenschaftliche Reaktion einer jungen Künstlergeneration gegenüber dem idealisierten Menschenbild des 19. Jahrhunderts und stellt eine Gegenströmung zu Naturalismus und Impressionismus dar. Die Expressionisten bewegten sich durch die bildhafte Veranschaulichung ihrer inneren Empfindungen und seelischen Zustände in eine vom Impressionismus völlig entgegengesetzte Richtung.


Hatten sich die Impressionisten ganz der äußeren Erscheinung der sichtbaren Dinge verschrieben und bedeutete ihnen die Anteilnahme des Inneren bloß Nebensache, war den Expressionisten ganz im Gegenteil die Darstellung des inneren Erlebnisses ein zentrales Anliegen.
Schließlich bedeutet schon der Begriff Expression (von lateinisch expressio, Ausdruck) die Steigerung des Ausdrucks mit allen Mitteln. Eine gezielte Ausdruckssteigerung erreichten die Expressionisten einerseits mit einem weitgehenden Verzicht auf naturgetreue Wiedergabe von Farben. Durch ein, starke psychische und emotionale Wirkung ausübendes, vielfach irreales Kolorit wird eine Farbigkeit erzielt, deren Leuchtkraft oft noch durch einen gestisch-wilden Farbauftrag eine weitere Steigerung erfährt. Andererseits scheuten die Expressionisten nicht davor zurück, zugunsten der Ausdruckssteigerung die herkömmlichen naturalistischen Formen zu opfern. Häufig wurden Formen überdehnt, zugespitzt, aufgesplittert, zerlegt, deformiert, oder es wurde die Konturenbildung stark vereinfacht und reduziert. Verzerrungen und Deformierungen erfaßten unbelebte Gegen[1]stände, Landschaften, aber auch die menschliche Figur und das Antlitz.


Der erste Schock, den die Bilder der Expressionisten in der Öffentlichkeit auslösten, war dementsprechend groß und provozierte in den Jahren vor dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges eine aufgeregte Diskussion und wissenschaftliche Auseinandersetzung. Als Zentren des europäischen Expressionismus bildeten sich ab 1905 vor allem Paris (Die Gruppe der Fauves) und Dresden (Die Brücke), kurze Zeit später auch München (Der Blaue Reiter) heraus. Der Expressionismus in ÖSTERREICH zeigte gegenüber den anderen europäischen Zentren ein eigenes unverwechselbares Profil. Beinahe noch mitten in die Euphorie des Jugendstils fallen die ersten expressiven Bilder von Richard Gerstl, die um 1905 entstanden sind und denen einige Jahre später die ersten expressionistischen Hauptwerke von Egon Schiele, Oskar Kokoschka und Max Oppenheimer folgen. In dieser Frühphase des österreichischen Expressionismus setzen sich die Künstler vor allem mit dem menschlichen Körper auseinander. Das Porträt, das Selbstbildnis, die existentielle Selbstbespiegelung zählen zu den bevorzugten Motiven der jungen Künstler. Dies unterscheidet die österreichischen Expressionisten auch von ihren deutschen und französischen Kollegen, da letztere etwa in viel stärkerem Maß auf das Farberlebnis hin ausgerichtet sind. Anders als im übrigen Europa war für den österreichischen Expressionismus auch der Symbolismus von enormer Bedeutung. Aufwertung von Gefühl, Innerlichkeit und Traum, Hinwendung zum Phantastischen und zur Vision, all das waren wichtige Anliegen der österreichischen Expressionisten. Dafür war aber bei den Österreichern die Neigung zu abstrahierender Formensprache weniger stark ausgeprägt als bei Künstlern anderer Kunstzentren.


Spielte Wien als kultureller und politischer Mittelpunkt der Donaumonarchie für die Frühphase des österreichischen Expressionismus eine zentrale Bedeutung, so verlor die Stadt nach dem Zusammenbruch der Monarchie im Jahre 1918 viel von ihrer kulturellen Anziehungskraft. Rasch entstanden andere, freilich viel kleinere lokale Kunstzentren im Gebiet der neu entstandenen Republik. Innovative Kräfte machten sich in den Bundesländern bemerkbar, wobei die Länder in diesem Prozeß auch politisch ein stärkeres Selbstbewußtsein erlangten. Zu erwähnen sind etwa die Künstler Rudolf Wacker in Vorarlberg, Albin Egger-Lienz in Tirol, Georg Jung in Salzburg, Alois Wach in Oberösterreich oder Alfred Wickenburg in der Steiermark. Insbesondere Kärnten gewann mit Herbert Boeckl und weiters mit den Malern des sogenannten Nötscher Kreises ein signifikantes künstlerisches Profil. Um 1920 hatte sich in ganz Österreich ein breites Spektrum an Ausdrucksmöglichkeiten und Varianten expressiver Bildkunst entwickelt.


Auf den Fundamenten, welche die Wiener Frühexpressionisten gelegt hatten, baute eine ganze Generation von Künstlerpersönlichkeiten auf. Um die Mitte der zwanziger Jahre nahm jedoch die Bewegung der Neuen Sachlichkeit immer stärker überhand und verdrängte relativ rasch den Expressionismus. Dieser hatte sich nach zwanzig Jahren als einheitliches Konzept weitgehend überlebt.