Ausstellungsarchiv 2023

Mit „Weightbearer-Arbeiten aus dem Auslandsatelier Paris" präsentiert Anna Kohlweis einen interdisziplinären Arbeitszyklus aus sechs Monaten Auslands-
stipendium Paris der Landeshauptstadt Klagenfurt am Wörthersee.
An den Schnittstellen zwischen Malerei, Musik, Songwriting, fotografischem Selbstportrait, Lyrik, Prosa und Zeichnung wird die Untrennbarkeit von Privatleben und künstlerischer Praxis während eines halben Jahres Leben im Studioatelier skizziert, aufgeblättert und dokumentiert. Wie entwickelt sich das Schaffen zwischen dem, was man machen wollte, dem, was man machen sollte, und dem, das schlussendlich aus den Ritzen zwischen Alltagsleben, freiwilliger Deplatziertheit, rigoroser Selbstdisziplin und globalen so wie auch privaten Krisen kriecht?
Anna Kohlweis

Im Vorjahr fand im Rahmen des 15. Kärntner Lyrikpreises der Stadtwerke Klagenfurt zum zweiten Mal ein Kreativwettbewerb für Kinder und Jugendliche statt. In enger Zusammenarbeit mit der Bildungsdirektion Kärnten und der Landeshauptstadt Klagenfurt a.W. waren Schüler*innen der Sekundarstufe I und II eingeladen, sich mit ausgewählten Gedichten von Ernst Jandl, Arthur Rimbaud und Günther Anders zu beschäftigen und ihre kreativen Ideen in Bildern umzusetzen.
Die besten Einsendungen wurden von einer ausgewählten Jury prämiert. Alle Gewinner-Werke, aber auch die weiteren Einsendungen werden nun im Living Studio in einer Sonderausstellung präsentiert. „Nach 77 Jahren Frieden herrscht wieder Krieg in Europa. Mit den Mitteln der Malerei, der Dichtung und des Theaters Widerstand zu leisten und sich zu dem unfassbaren Geschehen in der Ukraine kritisch zu äußern, ist unsere Aufgabe. Die Jugend hat eine Meinung und soll Gelegenheit bekommen, sie auf ihre persönliche Weise darzustellen.“
Dr. Günter Schmidauer I Vorsitzender der Jury

Auf die Spuren einer historischen Figur der Klagenfurter Stadtgeschichte begab sich eine Gruppe von Studierenden der Visuellen Kultur I AAU Klagenfurt. Von Land Kärnten und Stadt Klagenfurt gefördert, entstand so ein Kurzfilm über Maria von Herbert (im Film Judith Thaler), die im 18. Jahrhundert im sogenannten Herbertstöckl lebte und aus Sicht des Filmteams als erste Feministin Klagenfurts gesehen werden kann. Die Lebens- und Leidensgeschichte der klugen und progressiven Maria von Herbert wurde anhand von überlieferten Briefen rekonstruiert und künstlerisch aufgearbeitet. Sie war eine Selbstdenkerin und zögerte nicht, Philosophen wie Immanuel Kant die Stirn zu bieten. Mit diesem Film will das Team Barbara Schlesinger Gómez, Violetta Stuchlik, Pia Telebuh sowie Christian Brandstätter das Publikum nicht nur auf ihr tragisches Schicksal, sondern auch auf den drohenden Verfall ihres einstigen Hauses aufmerksam machen.

Kevin A. Rausch (*1980 in Wolfsberg) präsentiert das Ergebnis seines sechsmonatigen Aufenthalts als vorjähriger Preisträger des Atelier-Stipendiums Paris der Stadt Klagenfurt:
Diese Großstadt, dieses Chaos, die unterschiedlichen Eindrücke eines Gewitters, die zahlreichen Begegnungen und das Alleinsein.
Ausgestattet mit einer Filmkamera, einem Fahrrad, Pinsel und Leinwand widmete ich mich dem Verborgenen, dem Urbanen, abseits des Mainstreams und der Klischees. Nichtsichtbares sichtbar machen ist stets ein Versuch, und wie viele Abenteuer wird es brauchen, damit diese Versuche enden? Nichtvertrautes wurde vertraut und Nichtbekanntes bekannt. Diese Eindrücke und Ergebnisse zeige ich in den Räumlichkeiten des Living Studios in Klagenfurt.
Dank des Aufenthalts hat sich etwas in meiner Arbeit bewegt. Kevin A. Rausch

Sarah Straßmann präsentiert das Ergebnis ihres fünfmonatigen Stipendiums für Fotografie und Medienkunst des Landes Kärnten und der Stadt Klagenfurt:
„Im Fokus meiner Stipendienzeit lag die Frage, wie Smartphone-Technologien strukturelle Schönheitsideale widerspiegeln und rassistische Stereotype möglicherweise verstärken. In diesem Rahmen beschäftigte ich mich mit Smartphone-Fotografie, Gesichtsfiltern und ihren geschichtlichen Bezügen. Als längeres 'Artistic Research'-Projekt angelegt, zeige ich erste Ergebnisse. Es wird ein 'Arbeitstisch' zu sehen sein, der den Rechercheprozess visualisiert. Hieraus entwickeln sich diverse fotografische Serien, die unterschiedliche Smartphone-Apps testen. Eine Installation zu Experimenten mit Licht sowie begleitende Fotografien erweitern die Arbeit um assoziative Elemente. Hinzu kommt ein Video-Essay zur Repräsentation von #beautybiases im Internet.“
Die Ausstellung zeigt ein facettenreiches Werk. Der Titel „Textures and Tales“ weist zudem auf die Vielfalt menschlicher Erfahrungen unter technologischem Einfluss hin und lädt zur Entdeckung der Narrative hinter den Arbeiten ein.

Ma-El Weiher, geboren 1999, präsentiert das Ergebnis des sechsmonatigen Aufenthalts im Rahmen des Atelier-Stipendiums Šmartno der Stadt Klagenfurt:
WHISPERING WALLS ist ein leidenschaftliches Plädoyer für das Medium der Malerei und dessen Möglichkeit, Gegenwart, geschichtliche Dimensionen und Fragen nach der Zukunft einzufangen. Angeregt von Mauern im Dreiländerraum Slowenien, Italien und Österreich wurde eine Bildserie entwickelt, die prinzipielle Fragen zum menschlichen Leben und Handeln im jeweiligen Umfeld stellt.
Die ästhetische Annäherung richtet die Aufmerksamkeit auf Details und scheinbar Marginales. Auf teils buchstäblich mit Füßen Getretenes, dem Verfall Preisgegebenes, aber auch Erhaltungsversuche. Es sind die kleinen Entscheidungen, die Details, die ein Bild entstehen lassen, die Geschichten erahnen lassen: Welche Steinmauern werden repariert, wie werden sie ausgebessert, oder werden sie scheinbar selbstverständlich (ver)fallen gelassen? Was liegt hinter den Mauern, hinter den Fenstern? Wird verriegelt, zugemauert oder geöffnet?
Die Arbeiten reflektieren die Spuren von Zeit und Umwelt. Es geht nicht direkt um den Menschen selbst, sondern um die Auswirkungen seines Handelns oder Nichthandelns – auch mit einer spielerischen Komponente. Ma-El Weiher