Ausstellungsarchiv 2016

28. September bis 18. Dezember 2016

Rudi Benétik ist ein Welt- und Weitreisender. Was also liegt näher, als eine Ausstellung, in der er die BesucherInnen mitnimmt auf eine ganz persönliche Reise in seine Vergangenheit, in verschiedenste Länder, zu Städten und Orten, die mit ihren Gerüchen, Farben und Geräuschen intensiven Einfluss auf seine Kunst gehabt haben?

Es ist eine faszinierende, symbolhafte und multikulturelle Welt, in die wir eintauchen können: so begegnen uns etwa das mythische Umfeld eines nepalesischen Schamanen, laut gestikulierende Schneider, die auf den Straßen Neu Delhis bunte Saris anfertigen oder Rauchschwaden, die schwer über einer Bar in einem Jazzlokal in Jersey/New York hängen, während die prickelnde Atmosphäre, die die dunkel-kehlige Stimme der Sängerin heraufbeschwört, förmlich spürbar ist. Denn Rudi Benétik erlebt seine Umgebung mit allen Sinnen: Sehen, Riechen, Hören, Schmecken, Fühlen. Und er überträgt all das, den visuellen Eindruck, die Gerüche, die Laute, ja die gesamte Stimmung, in seine Werke.

Im Grunde ist Rudi Benétik ein Naturfanatiker: Er ist passionierter Gärtner, sein Zen-Garten ist ihm ein Heiligtum. Seine Veränderungen im Wandel der Jahreszeiten faszinieren und inspirieren ihn zu verschiedensten Werken, auch in Form dreidimensionaler Hängeskulpturen. Die Leichtigkeit, die der Künstler in seinem Garten fühlt und ihn angenehm umhüllt,
wird symbolisiert und versinnbildlicht im luftigen Gebilde des gecrashten Papiers und der feinen schwarzen Kaligrafien. 

Rudi Benétik gilt als eher stiller Künstler mit einem gewissen Hang zur Askese: „Sokrates sagte, es gibt Vieles, was ich nicht
nötig habe. Das gilt auch bei mir in meinen Arbeiten. Je weniger drinnen ist, desto mehr beschäftige ich mich mit den Sachen,
die ich nicht hineingegeben habe
.“

10. August bis 18. September 2016

Seit 2012 wird vom Land Kärnten in Kooperation mit der Abteilung Kultur Klagenfurt jährlich ein Stipendium für
künstlerische Fotografie und elektronische Medien ausgeschrieben. Von Mai bis September arbeitet der/die
StipendiatIn im Maleratelier der Stadt Klagenfurt mit einer begleitenden Ausstellung im Living Studio der Stadtgalerie Klagenfurt. 2016 ging das Stipendium an die Kroatin Helga Goran (*1968 in Pula).

"noch einmal ist ein zweites Projekt meiner aktuellen künstlerischen Erkundungen, in deren Mittelpunkt die Beziehung
zwischen unbewegten und bewegten Bildern steht.

Als Grundlage für die zusammengesetzten Bilder dienten Standbilder, die ich während meiner Fahrt auf der Autobahn E-75 zwischen Belgrad und der ungarischen Grenze aus einem fahrenden Auto heraus aufgenommen hatte. Während stehende
Bilder Momente unsichtbarer Dauer festhalten, wird die Zeitkomponente in diesen zusammengesetzten Bildern sichtbar.

Nach meiner Ankunft in Klagenfurt beschloss ich, das noch einmal-Projekt durch eine Videoprojektion stehender und bewegter Bilder sowie eine Tonaufnahme von den Orten, an denen die stehenden unbewegten Bilder aufgenommen werden, abzurunden. Diese Fotos, Kurzvideos und Tonaufnahmen stellen meine visuelle Erkundung dieser Stadt dar, die ich bis Ende September 2016 als mein Zuhause bezeichnen werde."

Helga Goran

29. Juni bis 31. Juli 2016

Die Kulturabteilung der Stadt Klagenfurt schreibt jährlich ein Stipendium für einen 6-monatigen Aufenthalt ihres Künstlerateliers 
im slowenischen Šmartno samt Ausstellungsmöglichkeit im Living Studio der Stadtgalerie Klagenfurt aus. Gewinner im Jahr 2015 war der für seine zeitkritischen Interventionen bekannte Kärntner Hannes Zebedin. Während seines Aufenthaltes hat er sich
mit dem Begriff des Regionalen in Bezug auf die Alpen-Adria-Region auseinandergesetzt und zeigte nun das künstlerische
Resultat des Arbeitsstipendiums in Form von Fotos, Texten und Installationen im Living Studio der Stadtgalerie Klagenfurt.

"Die Alpen-Adria-Region liegt im Abseits der jeweiligen Staaten und ist aber gleichzeitig Durchzugsgebiet für ökonomische, politische und kulturelle Strömungen. Ich begann den Aufenthalt in Šmartno letzten Sommer. In und um Šmartno gab es viele Touristen, die den Alpen-Adria-Trail (Wanderroute vom Großglockner bis nach Triest) absolvierten und von der Diversität auf 
engem Raum begeistert waren. In der Region wanderten zu dieser Zeit jedoch auch Menschen, die dort nicht nach Erholung suchten, sondern auf existentialistischen Routen in eine ungewisse Zukunft unterwegs waren (sind).

Staatliche Grenzen in der Region, die schon seit über 10 Jahren eigentlich für jeden offen standen, wurden kurzfristig geschlossen. Diese blitzschnelle Wendung, weg von der Region, hin zum Nationalstaat mit dessen Eigeninteressen, stellt die Idee des gemeinsamen Lebens in einer Region auf eine (unlösbare?) Probe. Diese Spannungsverhältnisse waren Motivation für die 3teilige Ausstellung „Im Windschatten".

Hannes Zebedin

9. März bis 15. Mai 2016

"Bei der Beschäftigung mit unserem Dasein fasziniert mich besonders auf welchen schmalen Pfaden wir uns bewegen, an welchem seidenen Faden alles  hängt. Allein schon die Tatsache, wie dünn die Erdkruste ist, auf der wir uns bewegen, im Verhältnis zu dem darunterliegenden Feuerball, könnte einen beunruhigen. So sehe ich unser Sein als ständigen Balanceakt. Wir tänzeln dahin, schwanken, rutschen aus, kommen wieder hoch, befinden uns im Gleichgewicht und fühlen uns gleich wieder als Nabel der Welt.

Wenn Leuten die Menschwerdung Gottes verkleinert als Krippe oder das Eisenbahnnetz als Modelleisenbahn ins Wohnzimmer gebracht wird verstehe ich dieses als Versuch, das Unbegreifbare begreifbar zu machen.
Möglicherweise gehe ich ähnlich vor. Manches wird verkleinert, anderes vergrößert, wie im Märchen gibt es RiesInnen und ZwergInnen, die sich in einem Paralleluniversum bewegen. So versuche ich von der Oberfläche in tiefere Schichten unserer Existenz vorzudringen
."

Bernhard Tragut