Ausstellungsarchiv 2017

22. November 2017 bis 21. Jänner 2018

Seit knapp 30 Jahren befindet sich im slowenischen Örtchen Šmartno ein Künstleratelier der Stadt Klagenfurt, für das jährlich im Rahmen eines mehrmonatigen Aufenthaltes ein Stipendium samt Ausstellungsmöglichkeit im Living Studio der Stadtgalerie Klagenfurt vergeben wird. Tanja Prušnik war 2016 die Gewinnerin dieses Künstlerstipendiums.

1971 in Wolfsberg geboren, besuchte Tanja Prušnik das BG für Slowenen in Klagenfurt und studierte Architektur an der Technischen Universität in Wien, wo sie als Architektin und bildende Künstlerin arbeitet. Prušnik ist Trägerin des Frauenkunstpreises 2004.

Im Zuge des Gemeinschaftsprojektes „Den Blick öffnen“ engagiert sie sich gemeinsam mit der Künstlerin Ina Loitzl aktiv für die Prävention von Gewalt gegen Kinder und Jugendliche. In ihrer Arbeit thematisiert die Künstlerin aber auch Themen wie den Partisanen-Krieg im Kärntner-slowenischen Grenzgebiet, dessen künstlerische Aufarbeitung sie als eine Art von Vergangenheitsbewältigung einer zwar nicht selbst erlebten, aber immer noch präsenten Familienhistorie versteht.

27. September bis 12. November 2017

Seit 2012 wird vom Land Kärnten in Kooperation mit der Abteilung Kultur Klagenfurt jährlich ein Stipendium für künstlerische Fotografie und elektronische Medien ausgeschrieben. Von Mai bis September arbeitet der/die StipendiatIn im Maleratelier der Stadt Klagenfurt mit einer begleitenden Ausstellung im Living Studio der Stadtgalerie Klagenfurt. 2017 ging das Stipendium an den deutschen Fotokünstler Malte Wandel (*1982 in Heidelberg).

Die Ausstellung „Schmalgasse“ war zweigeteilt: zum einen präsentierte Malte Wandel die Ergebnisse seines aktuellen Projekts über das Leben der nigerianischen Gemeinde Klagenfurts, das während der Residency entstanden ist. Im Mittelpunkt stand hier der junge Nigerianer Henry Chukwuma Onyeocha, dessen Eltern 2013 bei einem Anschlag der islamistisch terroristischen Gruppierung Boko Haram ermordet wurden. Seit über 3 Jahren lebte Henry im Klagenfurter Flüchtlingsheim, Schmalgasse 3.

Zum anderen gab Malte Wandel Einblick in sein Langzeitprojekt Einheit, Arbeit, Wachsamkeit: 1979 wurden in einem Abkommen zwischen der ehemaligen DDR und Mosambik 16.000 mosambikanischen VertragsarbeiterInnen eine Arbeits- und Aufenthaltsgenehmigung in der DDR ermöglicht, die sie Jahre später mit der Wiedervereinigung Deutschlands quasi über Nacht wieder verloren. Einer davon ist Nelson Ernesto Simone Munhequete. 1967 in Mosambik geboren, lebte er drei Jahre – bis zur Wende 1990 – als Vertragsarbeiter in Oschatz/Sachsen. Heute ist ein Armenviertel am Stadtrand von Maputo, der Hauptstadt von Mosambik, seine Heimat.

Im Zuge der Ausstellungseröffnung kam Nelson zum ersten Mal seit 1990 wieder zurück nach Deutschland und besuchte Oschatz.

6. September bis 29. September 2017

Melitta Moschik (*1960 in Villach) arbeitet seit 1991 an interdisziplinären Projekten zur Verknüpfung von Kunst, Wissenschaft und Technik. Ihre medialen Installationen, Objekte und Metallplastiken sind in musealen und privaten Sammlungen sowie in zahlreichen Interventionen im Bereich Kunst am Bau/Kunst im öffentlichen Raum vertreten. Die Künstlerin lebt und arbeitet in Graz, Wien und Villach.

Das intermediale Kunstprojekt ART FACE COLLECTION CARINTHIA von Melitta Moschik verfolgt den Aufbau einer digitalen und analogen Porträtsammlung von Kärntner Kunst- und Kulturschaffenden, welche mittels digitaler Technologien erfasst und in Form von originalgetreuen Kleinplastiken, computergrafischen Ansichten und Videoarbeiten repräsentiert wird.

Das 3D-Bildarchiv greift die tradierten Aspekte der Erinnerungskultur in zeitgenössischer Form auf und gibt den Protagonisten
eine digitale und reale Präsenz. Die unterschiedlichen medialen Erscheinungsbilder konstruieren die Identitäten der Künstlerpersönlichkeiten, authentifizieren die erfassten Personen und imaginieren ihr Wirken im kulturgeschichtlichen Kontext.

24. Juli bis 10. September 2017

Im Rahmen des World Bodypainting Festivals, das zum 20-Jahr-Jubiläum erstmals in Klagenfurt stattfindet, präsentierte das Living Studio der Stadtgalerie Klagenfurt als eines der Side-Events ausgewählte Werke von Emma Hack (Australien) und
Bella Volen (Österreich/Bulgarien).

Visuelle Schönheit, gehaltreiche Dimensionen und weibliche Kraft verbinden die Kunstwerke dieser zwei Internationalen Künstlerinnen. Die BetrachterInnen sind eingeladen, eine verträumte Reise durch Farben, Mustern, figurative oder geometrische Bilder zu erleben. Hier treffen sich zwei verschiedene, aber beide doch sinnliche, mutige und zugleich dezente Weltansichten.

2. Juni bis 16. Juli 2017

Eine Ausstellung in Kooperation mit KUNSTHAUS : KOLLITSCH.

Hochhäuser, Bushaltestellen, Gartenstühle und Alltagsgegenstände:
Das zentrale Thema der Bildhauerin Ina Weber ist das Haus, die Stadt, architektonische Formen und die Veränderungen, die sie in der Benutzung erfahren. Ina Weber beobachtet das Alltägliche, isoliert, verfremdet und verkleinert es und lässt uns so Vertrautes in ungewohnter Weise wieder entdecken.

Im Living Studio präsentierte die Künstlerin eine Installation, die speziell für diesen sehr langen Raum konzipiert wurde: eine Parade von Skulpturen in verschiedenen Maßen, Materialien und Techniken. Die Ausstellung untersuchte die Bedeutung von Größe, Proportion und Größenverschiebung in der Kunst und schlussendlich auch in unserem Verhältnis zur eigenen Umgebung.

Parallel zur Ausstellung zeigte das KUNSTHAUS : KOLLITSCH „Trümmerbahnen“, einen Minigolfparcours von Ina Weber.
Er lud zum Betrachten und Spielen ein.

3. bis 26. Mai 2017

„Nach vielen Fernreisen in die weite Welt will ich mich als Fotograf rückbesinnen und von meiner Heimat aus mit dem Auto oder Zug Richtung Meer reisen. Dabei will ich den Kulturraum des ehemaligen Küstenlandes fotografisch erfassen. Meine Schwerpunkte liegen dabei auf Kunst, Kulinarik, Landschaft und Geschichte. Ich will Menschen begleiten,
die mir diese Themenfelder näherbringen und mit denen ich diese Gebiete erschließen kann.
"Die Nähe Kärntens zum Meer soll spürbar werden.

Ich will Portraits der Menschen zeigen, die zwischen dem Mittelmeer und Kärnten hin und herreisen (Menschen die in den Bergen und an der See zu Hause sind). Landschaftsfotografien sollen das Grenzland Kärntens und das Küstenland vor der Haustüre Kärntens zeigen.“

Arnold Pöschl

4. April bis 21. Mai 2017

Die Ausstellung „Die gestundete Zeit“ vereinte nicht zum ersten Mal zwei Künstler, deren Zugänge - mit denen sie der Wirklichkeit auf der Spur sind - zwar sehr unterschiedlich sind, sich aber in ihren Spielarten der bildnerischen Abstraktion zur Beschreibung der Welt dennoch sehr nahekommen.

Was Christine de Pauli mit Eitempera in ihrer unverwechselbaren Handschrift auf die Leinwand bringt, erfasst Klaus Zlattinger mittels Kamera und Nachbearbeitung am Computer, umgesetzt in Drucke. Die beiden eint auf der ästhetischen Ebene eine subtile Farblichkeit sowie klare Formen, Linien und Flächen, die in Malerei aufgehen.

Inhaltlich geht es beiden um Wahrnehmungsrelationen. Während de Pauli das Ganze an Geschehnissen, Szenerien wie Landschaften durch genau überlegte Reduktion zu Kürzeln verarbeitet, rekonstruiert Zlattinger das Ganze vom winzigen Detail her. Und beiden geht es um Räume, in denen sich Lebendiges zeigt und verbirgt.

Willi Rainer, 2013

8. Februar bis 26. März 2017

Durch die großzügige Unterstützung der Generali Versicherung AG konnte die Stadt Klagenfurt auch 2016 wieder ein Arbeitsstipendium für das Pariser Künstleratelier ausschreiben. Als Erstgereihter ging der 1988 in St. Veit an der Glan geborene Bank Austria Kunstpreis-Träger Friedrich Lorenz hervor.

"Die kleinen Arbeiten ermöglichen durch ihre modellhafte Größe eine experimentelle und serielle Arbeitsweise und lösen den Prozess vom Druck des Endgültigen. Im Maßstab 1:30 stehen sie im direkten Kontext mit Alltagsgegenständen und binden die Vorarbeit fotografischer Studien wie Momentaufnahmen in ihre Positur mit ein. Als Serie oder als bezeichnete und beschriebene apart stehene Figur werden sie zu einer topografischen Projektions- und Reflektionsfläche. 

Eine Serie von Texten in verkleinerter Handschrift beschreiben die eigene Arbeit nicht nur durch selbstverfasste Texte, sondern auch durch eine Vielzahl von Zitaten und Filmmitschriften. Diese werden im Schreibprozess vertextet. Die Vertextung wird zur Selbstbeschreibung des Konzeptes und das Schreiben selbst wird Teil der eigenen Arbeit. Die Textstruktur folgt einer Norm welche durch die inhaltlich beeinflussten Textverformungen assoziativ gebrochen werden kann. Oft sind es mikro- und makrotypografische Eingriffe wie Worttransplantationen oder Absätze. Hier zeigt sich eine improvisatorische Geste und
Parallele zu den Kartonkonstruktionen und der Materialwahl.

Die Rasterstruktur der Kartonobjekte, in die sich die Figuren anordnen lassen, findet sich bei den Mikrografien und Fotogrammen als Ordnungsprinzip wieder. Das Negativ-Verfahren der Fotogramme ermöglicht fariable Anordnungs oder sogar Überlagerungsoptionen. Es entsteht ein Hell-Dunkel-Kontrast zu den handgeschriebenen Texten und erinnert durch die Negativabbildung an Röntgenbilder. Die Texte werden durch dieses fotografische Mittel der Rayografie wie ein unvollendetes, entwicklungs- und bis zu einem bestimmten Grad im Nachhinein bearbeitungsfähiges Projekt behandelt. Das serielle und projektorientierte Arbeiten, die kleinen Figuren und Kartonobjekte, die miniaturisierten Texte und Fotogramme halten einen fortschreitenden und improvisatorischen Schaffensprozess am laufen."

Lorenz Friedrich