Text 1
„Das Schicksal des Menschen ist der Mensch“ sagt Bertolt Brecht. Das wird mir offenbar. Die Menschheitsgeschichte als Dystopie. Manchmal erscheinen wir Menschen mir wie die Schildbürger, die beim Bauen des Rathauses die Fenster vergessen und dann versuchen das Sonnenlicht mit Eimern hinein zu tragen.
Viele meiner Motive sind unerklärlich. Wie will man erklären, warum ein Obdachloser vor einem beheizten Bettengeschäft auf der Straße in der Kälte schläft, nur durch ein Schaufenster getrennt. Mich interessiert vor allem das Unsichtbare. Das, was wir gemeinhin ausblenden, was hinter der Illusion verborgen ist. Ich möchte es abbilden ohne zu moralisieren, will meine Sicht auf die Welt nicht erklären sondern zeigen,
in Bildsprache. Mir geht es darum mich auszudrücken, indem ich meine Eindrücke teile, um Provokation im ursprünglichen Wortsinn von hervorrufen „provocare“.
Die Bewertung liegt im Auge der Betrachter.
Lars Eidinger